Hinter mir liegen etwa 20 Jahre an Berufserfahrung, dabei 5 Jahre als selbständiger Coach, Mentor, Trainer und Berater für Unternehmer, Angestellte, Teams und Führungskräfte in der IT, im eCommerce und vielen weiteren.
Dazu kommen zusätzliche 15 Jahre in unterschiedlichen Berufen: von der Arbeit im Gartenbau, im Einzelhandel, Aushilfsjobs in der IT, Software-Entwicklung, Programmierung, digitales Marketing bis hin zum IT-Projektmanagement und Gründer-Begleiter.
Mein Name ist Patrick Koglin – Autor dieses Blogs und mehreren Büchern. Ich bin mehrfach durch ganz Deutschland gezogen um die besten, spannendesten innovativsten und bestbezahlten Jobs zu finden und anzunehmen. Zumindest bis zu einem bestimmten Punkt.
Wenn mich junge Menschen fragen was sie beruflich machen sollen, dann kann ich das nicht unbedingt empfehlen. Mehr dazu in diesem Artikel.
Was hatten fast alle Jobs gemeinsam?
Das und viele weiter Insights zum Thema Bewerbung, Berufswahl, Vorstellungsgespräche und HR-Abteilungen erfährst Du in den nächsten Zeilen.
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Alles beginnt mit einer „netten“ Stellenausschreibung
Du suchst nach einem neuen Job? Du bist mehr oder weniger „motiviert“. Klar willst Du was machen! Du suchst das Leben – die Zukunft! Spannende Projekte, tolle Herausforderungen oder einfach ein Umfeld zum Entfalten und Wachsen.
Irgendwann bleibst Du an einer Stellenausschreibung hängen.
Plötzlich dieser Moment: „Das ist es! Das will ich machen! Das ist genau das, was ich mir vorstelle! In einem sehr genialen Umfeld!“ – alles ist sehr genial beschrieben: Innovativ, erstklassig bezahlt, spannende Aufgaben, tolle Herausforderungen, uvm.
Egal was Du liest: sei Dir sicher, es wurde vermutlich genau so vermarktet damit es Dich anspricht. Das bedeutet psychologisch ausformulierte Texte, die weniger darüber aussagen wer oder was ins spätere Aufgabenprofil passt, sondern viel mehr einige Worte und Schwingungen die etwas in Dir auslösen.
Nun gibt es nichts gegen diese Form von Ausschreibungen. Nein, das ist völlig ok und wichtig. Nur ist es wichtig zu verstehen, das die meisten Texte aus den Federn einer völlig anderen Person stammen. Nicht der Unternehmensgründer oder die Fachabteilung hat formuliert wer oder was genau dort gesucht wird, sondern vermutlich jemand aus dem Marketing oder der Praktikant in der HR-Abteilung.
Und der Autor der Ausschreibung hat einerseits vermutlich wenig Ahnung von dem finalen Job, andererseits auch nicht die Aufgabe die beste Person für den Job zu finden, sondern eine Stellenausschreibung zu erstellen, die möglichst viele anzieht. Ein fataler Denkfehler, bereits im Ursprung.
Es folgt das Vorstellungsgespräch
Du sendest Deine Bewerbung hin. Gefordert wird eine Reihe an Angaben, Vorgaben und Informationen. Das Bewerbungsverfahren alleine ist meistens nicht „bewerberfreundlich“ gebaut, sondern „unternehmerisch“ gedacht. Oder anders gesagt: Die HR-Abteilungen setzt Vorgaben und Maßstäbe um die Daten und Bewerber möglichst einfach zu filtern. Dabei geht es nicht darum wie viel Aufwand DU dafür betreibst, sondern darum, dass die HR-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen optimal, einfach und leicht auswählen können.
Plötzlich geht es nicht mehr um die Einzigartigkeit Deines Profils, sondern um Vergleiche.
Du wirst verglichen. Die ganze Zeit. In jedem Bewerbungsprozess. Es geht nicht darum die höchste Passung zu finden. Plötzlich befindest Du Dich im Wettbewerb. Das bedeutet nicht nur das es hier nicht unbedingt um Breiten- und Tiefenkompetenz geht, sondern darum herauszustechen und Dich hervorzubringen: Selbstmarketing.
HR-MitarbeiterInnen ist folgendes wichtig:
- Struktur: HR-MitarbeiterinInnen lieben eine einheitliche Struktur, Ordnung und Klarheit
- Fehlerfreiheit: Keine Tippfehler, möglichst keine Kommafehler, vollständige Unterlagen
- Perfektion und Design: Spare nicht daran die Liebe ins Detail zu stecken
- Extravaganz und Klasse: Stich hervor indem Du Dich von der Masse abhebst – was kannst oder hast Du, was andere nicht können oder haben?
- Persönliches Anschreiben: Egal wie viel Zeit Du investieren musst, willst Du den Job, dann richte alles auf das Unternehmen aus – vor allem Dein Anschreiben
Selbst wenn diese Angaben aus dem 19. Jahrhundert stammen, dann gelten sie noch wie heute. Egal ob diese Eigenschaften und Werte im finalen Job gebraucht werden oder relevant sind: Du darfst der HR-Abteilung beweisen, dass Du deutsche Rechtschreibung, Perfektion und die Gepflogenheiten des Anschreibens und Vorstellungsprozesses beherrscht. Das Absurde: im späteren Beruf sind diese Qualitäten oftmals überhaupt nicht mehr gefragt. Das merkst Du spätestens in den ersten Arbeitstagen und wenn Du die anderen Kollegen kennenlernst.
In den ersten Tagen merkst Du wie weit die Energie sich unterscheidet.
Hier wird es absurd (!)
Und genau das ist einer der ersten und wichtigen Punkte: Du glaubst oder vermutest möglicherweise auf Basis des Vorstellungsgespräches, das es sich um ein sehr ordentliches, gut strukturiertes Unternehmen handelt wo astrein und professionell kommuniziert wird. Das kann auch sein. Allerdings zeigt sich oftmals in den ersten Tagen eine völlig andere Realität: Praktisch alle Dinge die Du im Bewerbungsverfahren beweisen musstest, in Schule, Ausbildung, Studium oder Kursen gelernt hast sind plötzlich oft gar nicht mehr gefragt.
Das ist sehr ernüchternd. Ich weiß. Aber es ist die Wahrheit.
Egal wie viel Perfektion, Stil, Geschwindigkeit, Freundlichkeit und unternehmerische Ausrichtung Du in Deine Bewerbung gesteckt hast, vollkommen egal. In den ersten Tagen nach der Einstellung gelten völlig andere Qualitäten: Anpassung, Offenheit, soziale Behauptung, schnelles Lernen, gut reinkommen in den Job, die eigene Position finden und vieles mehr.
Nun möchte ich Dich mit dieser Artikelreihe nicht demotivieren, nein – sondern Dir viel eher einen realistischen Erwartungsrahmen aufmachen.
Warum ist klassisches Recruiting so weit weg von der Praxis?
Erstens hat sich das typische Recruiting in den meisten Unternehmen nicht wirklich weiterentwickelt und zweitens sitzt die HR-Abteilung die für Stellenprofile und Mitarbeiterauswahl zuständig ist, häufig weit weg von der Praxis. Praktisch wie im Elfenbeinturm.
Die HR-Abteilung siebt und filtert Bewerber an Kriterien aus, die in der finalen und späteren Abteilung womöglich völlig unrelevant sind. Aber es geht noch weiter: Oftmals erzeugt genau das einen sehr großen Spagat zwischen der eigentlichen Tätigkeit, dem Unternehmen und Dir als Mensch. Es ergibt sich eine völlig falsche Erwartungshaltung.
Mehr dazu in den nächsten Artikeln. Folge mir auf instagram, threads und Linkedin.