Wie es ist an Depressionen zu leiden: „Ein Leben mit dem schwarzen Hund“

Man könnte über Burnout und Depressionen recht einfach sagen „Gibt Dir das Leben Zitronen, dann mach Limonade daraus.“ oder „Sieh jede Krise als Chance.“ und so kann ich durchaus nachvollziehen wenn jemand in die Versuchung kommt diese Ausgangssituation als Gelegenheit für einen Neustart zu sehen. Vielleicht bleibt in einem solchen Moment auch gar keine andere Gelegenheit?

Aber ist ein Neustart bei Depression und Burnout immer sofort das Richtige? Kurzzeit-Interventionen aus dem Coaching erwecken den Eindruck das es hier schnelle Lösungen gibt.

Meine Haltung ist dazu eine etwas andere: Aus Sicht als Coach der auch mit Lebensgeschichten, Mindset- und unterbewussten Prozessen arbeitet möchte ich dazu anregen etwas weiterzublicken.

Darüber hinaus baut mein Artikel auf einer intensiven Auseinandersetzung mit dieser Krankheit, Statistiken und unzähligen Gesprächen mit Experten, Psychologen, Ärzten und Therapeuten auf.

So glaube ich, das es einerseits gesellschaftlich etwas mehr Aufklärung zum Thema braucht um tatsächlich mehr Verständnis für Betroffene aufzubauen und andererseits benötigen Betroffene am Anfang sicherlich mehr Offenheit sich tatsächlich helfen zu lassen.

Ein grundlegendes Verständnis für Burnout und Depression ist wichtig damit das eigene Umfeld wie Freunde, Kollegen, Führungskräfte und Bekannte besser damit umzugehen wissen. Es geht hier nicht einfach nur um eine schlechte Stimmung wegen ein paar grauen Tagen, einer leichten Melancholie oder um fehlende Motivation.

Es gibt in meinem Leben Momente, da fällt mir alles so extrem schwer. Das ist witzig weil eigentlich alles gut läuft und dennoch entwickle ich Zweifel die total unbegründet sind und lege mir so Steine in den Weg.

Es ist ungefähr so als würde man mit einem Schalter betätigen der meine Welt von einen Moment auf den anderen total grau und trist werden lässt. Aufgeben ist jeden Fall keine Option, aber je stärker ich dagegen ankämpfe, desto tiefer falle ich.

Quelle: instagram

Dabei handelt es sich um die Volkskrankheit Nummer 1. Eine Vielzahl an Menschen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben eine Depression.

Beides möchte ich mit diesem Beitrag fördern: Verständnis und Offenheit.

Schauen wir uns das näher an.

Depression ist keine Entscheidung

Es gibt wie eingangs erwähnt unwahrscheinlich viele Ansichten und Haltungen über Depressionen.

Auch der Leitsatz: „Depression ist eine Entscheidung“ kann den Eindruck erwecken das wir es hier mit etwas zu tun hätten das sich jemand einst ausgesucht hat.

Es wirkt demnach so als bräuchte es nichts weiter als eine neue Entscheidung um diese Situation mit einem Fingerschnipp zu verändern.

Dies ist sicherlich ein Versuch einer klassischen Umdeutung die man möglicherweise dem „positiven Denken“ zuzuschreiben hat. Auch Sätze wie „Alles ist möglich“ geben dem ein oder anderen sicherlich eine gute Perspektive wirken aber in der Praxis wahrscheinlich wenig.

„Das Prinzip Hoffnung macht möglicherweise Mut, verändert per se an der Krankheit selbst jedoch zunächst gar nichts. Was es häufig für eine vollständige Genesung braucht ist ein Veränderungsprozess auf vielschichtigen Ebenen. Etwas das Coaching alleine manchmal gar nicht leisten kann.“

Patrick Koglin, selbst Coach, Trainer und Berater

Ich glaube das wir tiefer blicken müssen um dieses Thema überhaupt zu verstehen. Es geht im ersten Schritt darum Depressionen als Krankheit wahrzunehmen und die dahinterliegende Komplexität anzuerkennen. Wir sprechen hier von einer Stoffwechselerkrankung im Gehirn an der in Deutschland etwa 5,3 Millionen Menschen im Jahr erkranken und erliegen.

Die Anerkennung als Krankheit der man zunächst mal mehr oder weniger ausgeliefert ist, stellt oftmals den erste Schritt zur Genesung dar um danach mit Therapie, Coaching und vielleicht Medikamenten zu behandeln.

Für ein besseres Verändnis hilft der Kurzfilm „mit dem schwarzen Hund“ der auf youtube zu finden ist und den ich hiermit Betroffenen und Verwandten empfehlen möchte.

Kurz-Film-Empfehlung: „Ich hatte einen schwarzen Hund und sein Name war Depression“

Dieser Kurzfilm zeigt sehr deutlich was es auf sich hat, an einer Depression zu erkranken: Das Leben fühlt sich von jetzt auf gleich mühsig und schwer an. Betroffene können diesen Zustand oft nicht bewusst verändern. Im Gegenteil: es erschreckt sie möglicherweise selbst und deprimiert sie weiter.

Die Quelle und Ursache ist Betroffenen häufig unbekannt.

Auch folgende Kurzfilme auf instagram vermitteln ein gutes Bild über diesen Zustand:

Anfang und Ende des positiven Denkens

Vielleicht ziehen Sätze wie „Alles ist möglich“ oder „Depression ist eine Entscheidung“ im Glücksratgeber-Marketing und es mag dem einen oder anderen möglicherweise kurzzeitig Hoffnung machen, den ein oder anderen leichten Fall verbessern aber die Realität sieht für mittelschwer Betroffene meist etwas anders aus. Das zeigt auch der obige Film. Mit dem Mindset alleine ist dieser Zustand unmittelbar nicht in den Griff zu bekommen. Langfristig vielleicht schon. Aber alles hat sicherlich seine Grenzen und häufig liegen die Ursachen in völlig unbewussten Bereichen in denen eine umfangreiche medizinische Diagnostik hilfreich sein kann.

Auch wenn ich davon überzeugt bin das Coaching, positives Denken und gute Affirmationen einen wertvollen Beitrag leisten, dann sollten Grenzen und Möglichkeiten dessen beachtet und kommuniziert werden: Depressionen und Burnout können mit Coaching möglicherweise gelöst werden, es gibt jedoch keine Garantie dafür.

Warum? Leider spielt das Leben nicht immer so leicht wie man es sich gedanklich, kognitiv und theoretisch gerne ausmalen mag, denn eine Depression ist eine psychosomatische Erkrankung die das ganze Körpersystems oft mit weitreichenden Folgen betreffen kann. Die Ursachen sind vielschichtig.

Erschöpfung, Müdigkeit, Antriebsprobleme, erhöhte Reizbarkeit, Gedächtnisverlust und vieles mehr sind Symptome dieser Krankheit. Daraus können Verlust des sozialen Umfeldes, lange Abwesenheit am Arbeitsplatz und daraus resultierende Kündigungen drohen. Diese Probleme bleiben oder erscheinen in schwierigen Fällen erneut.

Es ist für die meisten Menschen definitiv keine Entscheidung, sondern meist eine Erkrankung die sich durch schlechte Denk- oder Verhaltensgewohnheiten auf den Hirnstoffwechsel ausgewirkt hat und damit ganze Körpersystem lahm legt. Es schwächt dauerhaft den Körper.


Die oftmals unentdeckte und unterschätzte Krankheit

Das etwas gemeine an einer Depression ist, das man sie möglicherweise einige Jahre überhaupt nicht als solche erkennt. Sie kann vererbt oder einfach an Vorbildern wie Eltern oder Bekannten in der Kindheit „abgeschaut“ sein („Modelling“). Das bedeutet das wir Gewohnheiten und negative Denkweisen als Kind aus unserem Umfeld und unbewusst im Laufe der Zeit einfach nachahmen. Daraus verfestigt sich schließlich ein festes Muster das körperlich, seelisch und geistige Auswirkungen haben kann.

Wir überarbeiten uns vielleicht oder glauben durch Leistung überzeugen zu müssen. Vielleicht ist der eigene Selbstwert niedrig und führt mit zunehmenden Schicksalsschlägen dazu das die Energiereserven nachlassen.

Was möglicherweise wie ein allgemeines Gefühl von „Lustlosigkeit“, Erschöpfung, Prokastination und Gedanken wie „Ich mache jetzt nur noch was mir gefällt.“ beginnt, entpuppt sich eventuell auf Dauer zu einer chronifizierten Depression die in einer Antriebsstörung endet.

Das bedeutet „Nichts geht mehr“. Bei manchen Betroffenen meist sogar Monate- oder Wochenlang.

Depression: Die harmlos wirkende Krankheit

„Depression“ – das klingt möglicherweise so harmlos. Auch das Wort „Burnout“ suggeriert etwas das einer „kleinen Überarbeitung“ im Rahmen einer Leistungsgesellschaft ähnelt. Leider sprechen wir jedoch von einer im ICD-Katalog beschriebenen Krankheit die in die Kategorie „Psychosen“ fällt.

Die Denkstörungen zeigen sich häufig in der Form von Problemen im formalen Denkablauf, was als Unkonzentriertheit oder Verwirrtheit erscheinen mag. Häufig begleiten Stimmungsschwankungen die psychotischen Symptome.

Daneben treten häufig Einschränkungen der Leistungsfähigkeit und affektive Störungen wie Depressionen und Ängste auf. Einschränkungen der Leistungsfähigkeit sind jedoch auch durch Störungen des Antriebs, in fortgeschrittenen Stadien oder bei schweren Erkrankungsverläufen auch durch sog. kognitive Störungen, also Störungen der Aufmerksamkeit oder des Gedächtnisses, bedingt.

Quelle: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/psychosen/krankheitsbild

Schlicht und ergreifend fehlt es dann an der Fähigkeit sich zu konzentrieren, Informationen zu merken und selbst einfachste Routineaufgaben durchzuführen. Im Körper herrscht eine bleierne Schwere.


Anzeichen eines Burnouts

Andere können ihn ggf. schon in den Vorstufen erkennen bzw. die Gefahr dazu. Nur man selber meistens nicht oder will es auch nicht sehen und wahrhaben. Deshalb bleibt der Betroffene oftmals im Funktionieren und Verdrängen bis gar nichts mehr geht… Viele Betroffene brechen sogar die erste(n) Behandlung ab, aber es ist meistens nur ein Aufschub denn der Zusammenbruch, wo dann erstmal gar nichts mehr geht, kommt dann unweigerlich. Achtsamkeit und Reflexion auch für sich selbst sind ein guter Anfang!🙏🍀💕

Madelaine Bätzel, Dezember 2021 auf facebook

Das Umfeld versucht oftmals mit einfachen Sätzen oder Ratschlägen zu reagieren:

  • „Lass dich nicht so hängen!“
  • „Anderen Menschen geht es doch viel schlechter.“
  • „Das kenne ich auch von mir.“
  • „Das liegt bestimmt am Wetter.“
  • „Du musst dich positiver ausrichten.“

Leider wirken diese Empfehlungen und Ratschläge in einer tiefen Depression sehr wenig, denn wenn die Erschöpfungszustände erstmal da sind, dann sind sie da. Der Betroffene kann diesen Zustand nicht willentlich verändern oder steuern.


Was hilft stattdessen?

Wie eingangs angedeutet gilt es zunächst die Offenheit und Bereitschaft zu zeigen sich helfen zu lassen. Das bedeutet am Anfang zunächst einmal sich tatsächlich einzugestehen an einer Krankheit zu leiden.

Als Ansprechpartner stehen Ärzte, Therapeuten, Psychiater und Psychologen, Tageskliniken, Coaches und lokale soziale Beratungsstellen wie die der Diakonie, ProFamilia und Co. zur Verfügung. In akuten Notfällen steht die Telefonseelsorge rund um die Uhr zur Verfügung.


Annahme als erster Schritt zur Genesung

Das ist letztlich auch der bewährte und erste Schritt zur Linderung: die Annahme und Akzeptanz dessen. Wie im Film mit dem schwarzen Hund gezeigt wird, geht es darum eine Partnerschaft mit der Krankheit der Depressionen an der Seite einzugehen. Für die einen ist es sicherlich nur eine Beziehung auf Zeit, eine Art einer Affäre oder aber auch eine längere Sache.

Dann wird die Depression zu einem Teil der Betroffenen der vielleicht irgendwann geht oder immer mal wieder aufloder. Dabei ist jeder selbst als Mensch sicherlich durchaus mehr als einfach nur ein Mensch mit eine Depression. Es sind darüber hinaus liebenswerte wertvolle Menschen mit Potentialen und Möglichkeiten die bei richtiger Behandlung auch wieder komplett ausgespielt werden können.

Sicherlich ist ein einfacher Blogartikel alleine nicht ausreichend um alle Seiten dieser Krankheit mit Auswegen, Früherkennungssymptomen und Behandlungsoptionen darzustellen, aber vielleicht geben die Inhalte einen kleinen Eindruck.

Darüber hinaus finden sich in meinem Podcast immer wieder weitere Impulse rund um Depression, Burnout und Co. Im unteren Bereich sind dazu einzelne Podcast-Folgen zum anhören verlinkt.

Zudem möchte ich jedem Betroffenen und Angehörigen die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme bieten. Unter diesem Link besteht die Option zu einem kostenfreien Erstgespräch in dem ich lösungsorientierte Impulse und ressourcenstarke Optionen im Krisenfall geben kann und über die Krankheit informiere: Termin buchen.

Podcast-Folgen zu Burnout, Depression und Krisen:

43. Was hilft wirklich vor, nach oder in einem Burnout?
45. 3 Tipps: Was bei Depressionen wirklich hilft
47. 5 Tipps um gut in einen Burnout reinzukommen
48. Warum ein Coach kein Psychiater oder Psychologe sein muss
53. Burnout: Die Alternative zu Tabletten
59. Die Vorstufen und Phasen eines Burnouts
67. Die 7 Stufen zu Resilienz – Wie du Krisen bewältigst

Dazu auch interessant:

Depressionen: Ursachen, Lösungen und die Sicht der Dinge – ein Interview mit Heinz-Werner Kopp auf youtube

Weitere Medien:

Mehr Videos zum Thema Depressionen und Burnout auf youtube.

Warum die meisten Freunde, Bekannte und Kollegen oft (leider) schlechte Ratgeber sind

Egal ob es sich um die eigene Karriere, Beziehungsprobleme oder das eigene Unternehmen handelt, das wir vielleicht aufbauen wollen: Wir leben in einer Zeit in der sich jeder selbst der nächste ist. Die Menschen haben oftmals wenig Zeit- und Spielraum für tiefe ausgewogene Gespräche. Sie wollen oftmals nicht mit den Problemen oder Ideen anderer belastet sein oder verfügen in den meisten Fällen auch nicht über die notwendige Fachkompetenz jemanden wertfrei, aufmerksam und lösungsorientiert durch ein Gespräch zu führen.

Das Resultat sind oftmals halbherzige Lösungsansätze, Ratschläge oder Abweisung. Auch verlieren wir auf dem Weg dieser Suche sicherlich die ein oder andere gute Geschäftsidee.

Nach jedem dieser Gespräche bleibt vielleicht ein schlechtes Bauchgefühl…

Wir fühlen vielleicht das eine Empfehlung nicht die richtige für uns ist. Das ein Weg der falsche ist oder eine Beratung urteilend, abwertend und abweisend war – im Endeffekt wissen wir dann auch nicht weiter.

Um hier anzusetzen und nachhaltige gute Entscheidungen zu unterstützen biete ich mein Entscheidungscoaching an. Ich arbeite dabei lösungsorientiert, neutral, wertfrei und höre dir ganz genau zu. Klicke auf den Link um mehr darüber zu erfahren.

Mein Interesse ist dabei das du einen Schritt weiterkommst – nicht ich.

Klicke jetzt auf den Link oder das Bild um mehr über das Entscheidungscoaching mit mir zu erfahren. Ich freue mich auf dich!

…oder lies einfach noch etwas weiter…


Warum können die meisten Freunde, Kollegen und Bekannte nicht gut beraten?

Egal ob bester Freund/beste Freundin oder jemand anderes aus deinem Umfeld: Diese Personen haben oft ein eigenes persönliches Interesse und eine Meinung über dich.

Manchmal wollen sie auch einfach nur ihre Ruhe haben. Wieder andere sind neidisch, rechthaberisch, unbewusst oder misgünstig. Aus dieser Haltung heraus hören sie dir vielleicht nur halbherzig zu, beraten mit unzureichendem Wissen oder geben im schlimmsten Fall vielleicht sogar voreilige Ratschläge.

Du hast womöglich schon selbst gemerkt das du damit nur einseitig weiterkommt.

Das hat unterschiedliche Gründe:

  • Neid und Misgunst
  • Angst und Zweifel
  • Komfortzonen-Verhalten

Selbst in einer Therapie ist nicht gewährleistet die richtigen Antworten zu finden. Der Prozess ist oftmals lang und zäh. Es gibt lange Wartezeiten und wenig Fachwissen über moderne Unternehmens- oder Beziehungsformen. Oftmals geht es hierbei wenn überhaupt um Stabilisierung – nicht aber um Wachstum. Manchmal wird es im Therapieprozess auch einfach nur schlimmer.

Im Entscheidungscoaching schauen wir daher ganz effektiv und lösungsorientiert auf deine Ausgangssituation. Wir sehen uns das auf Wunsch ganz in Ruhe oder eben kurz & knapp an – so wie es die Zeit gerade hergibt.

Vom Opfer des Systems in die persönliche Wahlfreiheit

Was hat #Burnout eigentlich mit der #Systemtheorie zu tun und wer trägt im Falle eines Burnouts die Verantwortung?

Wenn ich mich als Angestellter, egal ob Führungsposition oder Mitarbeiter in ein Arbeitssystem begebe, dann betrete ich ein System – ein Organisationssystem. Meistens ein unbekanntes Feld. Oftmals verstrickt aus unsichtbaren Verbindungen, Gepflogenheit und individuellen Werten. Manchmal erfolgreicher, manchmal weniger erfolgreich. Meistens haben Mitarbeiter 5, 10 oder schon 20 Jahre gemeinsame Projektarbeit hinter sich.

Es gibt große, mittelgroße und kleine Organisationssysteme. Entscheidende Größenparameter sind sicherlich die Anzahl der Mitarbeiter, Kunden und Gewinn- oder andere Finanzzahlen. Daneben neue Unternehmen wie Startups, schnellgewachsene oder beständige Großkonzerne.

Wenn wir über gruppendynamischen Prozesse sprechen, spielen oftmals die menschlichen Komponenten einen größere und wesentliche Rolle.

Was ist ein System?

Ein System besteht dabei aus Systemkomponenten, Regeln und Rahmenbedingungen. In diesem Fall sind die Systemkomponenten ganz plastisch gesprochen eben Mitarbeiter, Führungskräfte, selbst das Inventar, das Gebäude, Kunden, Infrastruktur und eben alles was noch zum Unternehmen gehört. Auch Dienstleister, Zuliefer und Rohmaterialien.

Wenn alles gut läuft, kann man sich das ganze in einem Wertfluss-System ansehen – das ist meistens sinnvoller als jedes Organigramm:

Diese Grafik stammt aus dem Buch „Magic Teams“ von Patrick Koglin in dem es bis ins kleinste Detail darum geht wie moderne Organisationssystem effizient, gesund und wertschätzend strukturiert werden können.

Zurück zum System: Es gibt sicherlich noch andere System-Eigenschaften Parameter, aber das soll für den Einstieg ausreichen.

Worauf ich hinauswill ist das Systeme eine Dynamik und Eigendynamik entwickeln können. Entweder von selbst oder aus einzelnen Impulsen heraus. Nun entscheiden eine Vielzahl von Impulsen darüber ob ein System erfolgreich, gesund, erfolgslos oder sogar krankmachen ist. Manch andere würden sagen das es um Entscheidungen geht. Aber es sind nicht nur Entscheidungen, sondern im Grunde auch jede einzelne Aussage eines Chefs, eines Mitarbeiters oder eines Kunden. Auch das sind Impulse.

Auch wenn Frau Müller ständig schlechte Laune hat und mit ihrem Unmut das Teammeeting oder Kunden stundenlang in der Warteschleife hängen und das Internet mit Beschwerden bombardieren. Auch das sind Impulse die sich auf ein System auswirken. Aber es gibt weitere Beispiele:

Wenn Herr Lehmann 200 E-Mails am Tag verschickt hat das Auswirkungen auf das System. Wenn der Chef sich keine Zeit nimmt um neue Mitarbeiter zu integrieren hat das Auswirkungen auf das System. Wenn der Geschäftsführer einfach den Raum in einem Meeting verlässt, hat das Einfluss auf das System. Alles prägt die Kultur.

Nun höre ich im Coaching immer wieder Menschen die in einen Burnout geraten… Jetzt könnte man fragen wer dafür eigentlich verantwortlich ist?

Der Unterschied zwischen Schuld, Verantwortung und dessen Aufteilung

Ein Teil dieser Menschen wendet sich ganz demütig an mich und sagt mir das sie selbst für ihre Gesundheit bzw. Krankheit verantwortlich sind. Dazu sage ich „Ja.“ und ich sage gleichzeitig: „…und das sind Sie auch nicht…“ – Warum?

Natürlich trägt jeder Verantwortung für seine eigene Gesundheit. Wenn aber ein System krankmachen wirkt obliegt das sicher nicht meiner Verantwortung. Es ist womöglich meine Verantwortung dieses System zu verlassen – aber meistens ist es dann schon zu spät, aber dafür sind wir meist weder Schuld noch verantwortlich. Denn um sich einem Arbeitgeber anzuschließen und dort seine Leistung einzubringen gehört VERTRAUEN. Wenn dieses Vertrauen nicht gewahrt wird, ja dann… ?

Innerhalb eines Systems sind wir also nicht unabhängig. Wir sind eben nicht für alles alleine verantwortlich – auch wenn das der Burnout-Erkrankte vielleicht auch gerne noch auf sich nehmen will (im Grunde ist das ja schon Ursache für seine Erschöpfung: er bürdet sich meistens zu viel VERANTWORTUNG auf, so wahrscheinlich auch noch die Ursache für schwache Prozesse, gruppendynamische Prozesse, Multiprojektmanagement, Investitionsstau, Mobbing, Bossing,,…). Nein. Er trägt sicherlich die Verantwortung seine Gesundheit im Auge zu behalten und darauf zu achten, aber sicher nicht wenn er durch bestimmte Impulse und Systemwirkungen „unter die Räder kommt“.

Das System trägt Verantwortung und Manager tragen Verantwortung für das System.

Fürsorgepflicht der Arbeitgeber

Und weil man weiß das System insbesondere Arbeitssystem eine große Auswirkungen auf die persönliche Gesundheit haben können, gibt es dazu einen Aspekt im deutschen Arbeitsrecht der da in Kurzform lautet:

„Kurz und knapp: Arbeitgeber haben die Pflicht darauf zu achten, dass ihre Mitarbeiter bei der Arbeit körperlich und psychisch gesund bleiben. Das betrifft sowohl die Sicherheit und Gesundheit als auch soziale Konflikte wie Mobbing.“

Quelle

…und das gilt eben insbesondere dann wenn Chaos, Unklarheit, schlechte Kommunikation bis hin zu Abwertungen von Chefs herrschen.

Somit darf man als Burnout-Betroffener nicht zu hart mit sich ins Gericht gehen. Die Verantwortung teilt sich ganz bestimmt auf: Als Geschäftsführer trägt man die Verantwortung für das Wohlbefinden der Mitarbeiter und als Führungskraft ist man in der Kommunikation dafür verantwortlich einen wertschätzenden Rahmen zu setzen. Sicherlich tragen auch die Kollegen in einem System mit ihren Aussagen und Handlungen zur Unversehrtheit bei. Jeder Mitarbeiter selbst trägt dazu bei auf sich selbst zu achten, aber was will man machen wenn man unrealistische Zielvorgaben und Arbeitsanweisungen bekommt? Natürlich Veto einlegen, doch wenn das nicht akzeptiert wird? Die Verantwortung teilt sich also immer auf.

Systeme sind komplexe Gebilde. Es gibt oftmals keine 1:1 Wirkung aus nur einer Ursache, sondern viel mehr eine 1:n Wirkung aus vielen Ursachen. Dazu kommt natürlich noch das persönliche System was jeden umgibt: das eigene Umfeld. Natürlich hat das auch Wirkung auf jemanden.

Natürlich ist es richtig, das wir heute stärker selbst auf uns achten sollen. Coaching, Coaching-Tools und Achtsamkeit können dabei helfen. Aber es sind eben auch gesunde Unternehmen die einen Unterschied machen. Denn jeder „kranke Arbeitnehmer“ landet irgendwann schließlich im Sozialsystem und fällt der Krankenkasse oder anderen Sozialleistungen zur Last.

Arbeitnehmer sind keine Kühe die man wie eine „CASH COW“ ausmelken, sondern viel mehr auf die Langzeit von 5-25 Jahre bzw. bis zur Rente gesund erhalten sollte. Das ist vermutlich auch die wirtschaftlichste Variante.

Love it, leave it, change it or CHANGE YOURSELF

Natürlich kann man immer auf den bekannten Dreisatz zurückgreifen: Liebe es, verlasse es oder verändere es. Ich mag diesen Satz gerne erweitern um den Aspekt: „verändere dich selbst“. Zwischen diesen vier Optionen hat natürlich jeder Mensch immer die Wahl – also im Zweifel natürlich ein Unternehmen zu verlassen und einfach etwas anderes zu tun.

Damit wünsche ich wie immer „Maximale Erfolge“ und besonders gesundes Arbeiten.

P.S. Falls Sie selbst von Burnout betroffen sind: kontaktieren Sie mich gerne und Sie erhalten eine Empfehlung. Falls Sie selbst Führungskraft sind und bessere Kommunikation oder Prozesse etablieren wollen, dann sprechen Sie mich gerne als Organisationsentwickler an.

Auch Sie in Ihrem Teams nicht wissen was los ist, Klarheit brauchen und die Prozesse auf das nächte Level bringen wollen, dann kann ich Ihnen ganz bestimmt ebenfalls weiterhelfen.

Wie? Kontakt aufnehmen mit Patrick Koglin:

Übrigens gibt es in Zukunft sicherlich dazu mehr auf unserem youtube-Kanal:

Kurt Krömer und Torsten Sträter sprechen öffentlich über Depressionen

Kurt Krömer und Torsten Sträter sprechen in diesem Interview über schwere Depressionen:

Link zum Video

3 Jahre lang war Kurt Krömer bei Ärzten unterwegs um herauszufinden was mit ihm los ist. In diesem Video spricht er mit Torsten Sträter öffentlich über das Thema „Depressionen“.

Telefonseelsorge: 0800.1110222 | telefonseelsorge.de


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Depressionen sind besiegbar – selbst nach mehr als 20 Jahren – gib niemals auf

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Ursache von Depressionen – du bist für heute verantwortlich, aber nicht für Früheres schuldig

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Depressionen überwinden: 5 ganz kleine Tipps die helfen können

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Depressionen: Ursachen, Lösungen und die Sicht der Dinge | Heinz-Werner Kopp im Power Talk #27