Warum ich nix mehr mit „agil“ mache

2015 – 2019 habe ich viel in der agilen Community mitbewegt. Wir haben Zettel geklebt, Themen diskutiert, mit Lego Serious Play die Welt verändert und uns im Coaching geübt. Es hat Spaß gemacht.

Mehr als 200 Menschen habe ich trainiert und mit dem Kerngedanken angesteckt. Mein Buch „Agil moderieren“ ist daraus resultiert. Immernoch ein Verkaufsrenner.

Es hat mir Freude bereitet, doch irgendwann war das Feuer aus. Es brannte nicht mehr. Der große Hype kam in den Markt. Wie Heuschrecken wurde Agilität zum Trend. Plötzlich konnte jeder Trainings dazu machen, der das Wort einigermaßen verstanden hat.

Die Menschen gierten wie Parasiten nach Wissen. Was hat es auf sich? Was ist eigentlich dieses Skrumm? (Es heißt Scrum) Und wie werde ich Skrumm Master oder wie das heißt? Trainer und Berater stürmten in den Markt. Es ging nicht mehr um die Essenz. Es ging nur noch um einen Trend.

Meine Zweifel an der Methodik und an der Bewegung wurden größer. Ich sah auch die Probleme an anderen Punkten und Stellen: An der Wurzel. Doch wollen die wenigsten dort hin. Das war ein guter Zeitpunkt für meinen Rückzug.

An der Oberfäche wollen sie heute Scrum. Sie etablieren diese neuen Formen der Rollen, Meetings und Artefakte. Sie etablieren Scum Master oder „Agile Projektmanager“ – zur Not mischen wir eben Scrum mit „klassischem“. Das nennen wir hybrides Projektmanagement und alles wird schlimmer, schwieriger, teurer und chaotischer als vorher. Macht doch nichts, hauptsache wir sind dabei!

Bei „Senior Scrum Master“ mit Führungskräften in einem Team oder „Chief Product Ownern“ hörte es bei mir auf. Warum? Es widerspricht in ganzer Linie dem Kerngedanken. Sie bekommen alles kaputt.

„Agil“ wurde plötzlich „hipp“. Wir sind jetzt total agil, wir machen agil, wir leben agil:

„Wir machen Scrum, vielleicht jetzt nicht in Reinform aber ein bisschen und das hilft uns so in dieser Art und Weise.“

So tönt es aus allen Ecken.

Ich ziehe mich da zurück und besinne mich auf meine Intuition. Schon seit Jahren. Ich kann das nicht mehr ethisch vertreten. Wir wollten den Sinn in Unternehmen steigern. Mehr Spaß haben. Mehr am Kunden entlang entwickeln und nachhaltig agieren.

Heute bin ich Organisationsentwickler. Mit Scrum habe ich meine eigenen Erfahrungen gesammelt.

Ich würde Scrum in keinem Unternehmen mehr etablieren.

Patrick, Der Organisationsentwickler, Oktober 2021

#make #change #work

Agil moderieren: Dieses »Hands on«-Buch ist ein praxiserprobtes Nachschlagewerk, das Moderatoren und agile Quereinsteiger in die Lage versetzt, interaktive Veranstaltungen vorzubereiten und durchzuführen. Es stellt dabei nicht nur Community- und Coachingformate wie »Lean Coffee«, »Open Space« und »Coaching Dojo« vor, es liefert obendrein beschreibende Visualisierungen und wertvolle Insider-Tipps, worauf bei den jeweiligen Formaten besonders zu achten ist. Ein unverzichtbares Kompendium für alle Scrum Master, agile Coaches, Organisationsberater, Community Groomer, Kulturveränderer, und diejenigen, die es werden wollen.

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