Egoisten sind sich selbst am nächsten – eine Betrachtung

Das Sprichwort „Egoisten sind sich selbst am nächsten“ klingt zunächst nach einer nüchternen Feststellung. Doch es steckt viel mehr dahinter, als bloße Kritik an Menschen, die scheinbar rücksichtslos durchs Leben gehen. Egoismus ist ein Thema, das zwischen Selbstschutz, Individualismus und Rücksichtslosigkeit changiert – und uns alle betrifft.

Was bedeutet Egoismus wirklich?

Oft wird Egoismus ausschließlich negativ bewertet. Wir stellen uns jemanden vor, der nur an sich denkt, die Bedürfnisse anderer ignoriert und seinen Vorteil über alles stellt. Aber streng genommen beschreibt Egoismus zunächst nichts anderes als die Orientierung am eigenen Wohl.

Die Frage ist also: Wo verläuft die Grenze zwischen gesundem Selbstinteresse und destruktivem Egoismus?

Gesunder Egoismus: Selbstfürsorge statt Selbstsucht

In einer Welt, die ständige Leistung, Anpassung und Verfügbarkeit verlangt, kann ein Stück Egoismus sogar heilsam sein. Wer für sich selbst einsteht, Grenzen zieht und eigene Bedürfnisse ernst nimmt, betreibt keine Rücksichtslosigkeit, sondern Selbstfürsorge.

  • Pausen einzufordern
  • „Nein“ zu sagen
  • eigene Werte zu verteidigen

All das sind egoistische Akte – im besten Sinne.

Wenn Egoismus destruktiv wird

Problematisch wird Egoismus dann, wenn das eigene Wohl ausschließlich über dem anderer steht. Wenn Menschen nur nach dem Prinzip „Was habe ich davon?“ handeln, verliert Gemeinschaft an Stabilität. In Beziehungen führt das zu Ungleichgewicht, im gesellschaftlichen Kontext zu Spaltung.

Hier zeigt sich die Schattenseite des Sprichworts: Wer immer nur sich selbst am nächsten ist, bleibt am Ende oft auch allein.

Ein Balanceakt

Vielleicht ist das eigentliche Geheimnis: Egoismus braucht Balance.

  • Ohne Selbstfürsorge brennen wir aus.
  • Ohne Rücksicht verarmen unsere Beziehungen.

Wer es schafft, sich selbst genug zu sein und gleichzeitig empathisch mit anderen zu bleiben, lebt nicht im Widerspruch, sondern in einer gesunden Mitte.

Fazit

„Egoisten sind sich selbst am nächsten“ – ja, das stimmt. Aber es ist nicht nur eine Mahnung, sondern auch eine Erinnerung: Wir müssen uns selbst nahe sein, um überhaupt für andere da sein zu können. Egoismus ist also weder nur Laster noch Tugend, sondern ein Werkzeug. Entscheidend ist, wie wir es einsetzen.

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