Die Sache mit dem Vergleich

Vor einigen Jahren kam ich in die Gelegenheit eines Vergleiches: Ein Teilnehmer meiner Coaching-Ausbildung konfrontierte mich mit einem Vergleich. Er verglich mich, den Aufbau der Ausbildung, das Konzept, die Planung und die gesamte Struktur mit anderen Ausbildungen und Trainern am Markt.

Das war eine sehr spannende Situation, denn dadurch wusste ich viel über seine persönliche Meta-Struktur.

Aber nicht nur das, denn gleichzeitig bewertete er auf Basis seines Vergleichs die eingesetzte Energie und Stimmung im Raum. Genau genommen bewertete er Lautstärke und Geschwindigkeit. Darauf werden wir noch zurückkommen.

In diesem Artikel beschreibe ich anhand dieses Beispiels warum das bewerten, vergleichen und kritisieren oftmals hinderlich ist wenn es um ein glückliches Leben oder außergewöhnliche Beziehungen geht und welchen Vorteil wir durch eine Denkweise im Absoluten einnehmen können. Dabei interagiere ich möglichst wertfrei.

Diese Situation dient sozusagen anonym als Fallbeispiel und nicht dazu jemanden bloßzustellen oder vorzuführen. Es geht rein darum die Meta-Struktur des Denkens zu betrachten und daraus neue Erkenntnisse zu beziehen.

Was ist die Meta-Struktur?

Die Meta-Struktur ist eine übergeordnete Beschreibung der Zusammenhänge im Denken. Es ist sozusagen der Bauplan wie jemand denkt. Aus der Vogelperspektive beschrieben.

Warum ist die Meta-Struktur wichtig? Menschen interpretieren oft, gerne und viel. Sie sind dabei allerdings meistens sehr unbewusst und sie blockieren sich oft selbst durch das Denken. Was zu falschen Interpretationen und weniger guten Ergebnissen führt.

Also ganz einfach gesagt: Führt ein Vergleich dazu, das ich mich schlecht fühle und deshalb nicht mit meinem Business starte, keine Frauen anspreche oder meinen Chef nach einer Gehaltserhöhung frage, dann ist das die Ursache für mein Übel.

In dem oben genannten Beispiel schloss der Teilnehmer beispielsweise aus einer Stille, langsamer Sprechgeschwindigkeit und längeren Sprechpausen auf eine niedrige Energie.

Die Wahrheit ist: die Energie war sehr hoch. Alle waren überaus präsent und aufmerksam im Raum. So hoch das sich die Denkstruktur und Bewertung der Teilnehmer zeigte. Damit war die Moderation nämlich erfolgreich. Das Muster kam hervor. Er bewertet und vergleicht. Außerdem macht er Rückschlüsse auf die Energie. Was wozu führen wird? Eher zu niedriger Energie. Sehr gefährlich für mich als Trainer.

Wenn ich also wahrnehme das jemand meinen Coaching-Stil und das Coaching-Format vergleicht, dann weiß ich mit hoher Wahrscheinlichkeit, das diese Person sich selbst oder andere oft mit anderen vergleicht.

Das ist grundsätzlich erstmal kein Problem. Wir kennen das von Produkttestern und z.B. aus dem Fahrzeugvergleich oder Technikbereich. Hier helfen uns Vergleiche dabei das richtige und passende Produkt zu wählen. Wir lernen auf Basis der Unterschiede.

Im Raum der Persönlichkeitsentwicklung und im Umgang mit Menschen sind Vergleiche allerdings häufig eher kontraproduktiv. Warum? Ein Vergleich führt üblicherweise zu hoher Selbstkritik und Perfektionismus.

Ein Aspekt warum viele Menschen nicht in die Umsetzung kommen und mit ihren Aufgaben, der Verwirklichung von Business-Ideen oder der Online-Sichtbarkeit gar nicht anfangen.

„Was würdest Du besser machen?“

Ich habe noch einen anderen Fall. Das war eine Situation in der ich auf einem Workshop angesprochen wurde wie es mir gefällt und was man möglicherweise besser machen könnte. Ich war in dem Moment überrascht über die Frage.

Sie mag vollkommen ihre Berechtigung haben, aber ich befand mich auf diesem Workshop um neues zu lernen, mehr über mich selbst zu erfahren, meine Coaching-Fähigkeit zu verfeinern und anderen Menschen damit zu dienen. Ich war also in dem Moment im Bereich des Absoluten und nicht im Vergleich was in Bezug auf andere Workshops „besser“ laufen könnte. Ich war nicht in der Bewertung, sondern damit im Moment – sozusagen offen für die Einzigartigkeit dieser Erfahrung. Das ist im Grunde das beste was wir jeden Tag machen können: offen sein für neue und die besten Erfahrungen.

Vielleicht war die Frage nur für etwas Smalltalk oder auch konstruktiv gemeint. Alles ok. Aber es zeigt sehr schön wie sehr wir durch Fragen unsere Gedanken lenken können. Ich war geneigt in den weiteren Vergleich und die Idee was man alles besser machen könnte einzusteigen, entschloss mich aber den Moment eben Moment sein zu lassen.

Vergleichen ist in den meisten Fällen eher hinderlich

Es gibt dabei eine Ausnahme: der Vergleich nach oben. Also angenommen ich will Marathon-Läufer und bin sehr langsam. Mein Ziel ist es nun schneller zu werden. Dann kann es hilfreich sein mir die Technik, des schnellsten Läufers anzusehen um daraus Verbesserungen abzuleiten.

Wenn ich aber im Coaching bin und weiß „Da hilft nicht immer Geschwindigkeit.“ sondern auch mal heitere Gelassenheit, dann lasse ich mir auch mal einen Moment die Zeit. Dann bin ich in dem Moment womöglich nicht effizient und schnell, aber ich erwische das destruktive Muster eines Klienten direkt am Kern. Dann wenn es sich zeigt.

Vergleichen ist in bestimmten Kontexten wichtig

Erst durch Vergleiche können wir unterschieden. Erst durch Äpfel gibt es in der Welt Gegenstände die keine Äpfel sind wie z.B. Birnen, Bananen oder Kirschen. Hierzu brauchen wir den Vergleich.

Das mag im ersten Moment vielleicht etwas eigenartig klingen, aber wenn etwas ein Apfel ist, dann ist es ein Apfel. Wenn es kein Apfel ist dann ist es kein Apfel.

Auf irgendeine Art und Weise können wir Äpfel von Birnen und anderen Dingen auf der Welt unterscheiden. Es gibt Eigenschaften womit wir das tun: Größe, Form, Geschmack, Geruch, Farbe, usw.

Die Social Comparison Theory, erstmals formuliert von Leon Festinger (1954), besagt, dass Menschen einen natürlichen Impuls haben, sich mit anderen zu vergleichen, um ihre eigenen Fähigkeiten, Meinungen oder ihren Status zu bewerten.“ ChatGPT und wikipedia

Als Kind lernen wir ganz spielerisch die Welt kennen und beginnen zu unterscheiden. Das ist gut und wichtig. Ohne oben gäbe es kein unten, ohne Norden gäbe es keinen Süden, ohne Gewinner keine Verlierer, usw.

Wenn wir nun aber beginnen Menschen, Bücher, Filme oder auch Produkte zu vergleichen, dann berauben wir uns oft der Erfahrung der Absoluten.

Ich möchte dazu ein Beispiel von einem Sonnenuntergang oder einer Vollmond-Nacht nehmen. Wenn Du in die Berge gehst und mit dem Metamodell des Vergleichs den Sonnenuntergang mit anderen Sonnenuntergängen vergleichst, verpasst Du wahrscheinlich die Wirklichkeit und Einzigartigkeit von genau diesem Sonnenuntergang. Warum? Du steckst im Vergleich.

Oder Du triffst Dich mit einem neuen Menschen. Während Du diesen Menschen mit anderen vergleichst, verpasst Du vermutlich völlig, wer dieser neue Mensch überhaupt ist, welche Stärken und Schwächen die Person hat oder wo ihr Gemeinsamkeiten findet. Das wird natürlich durch Kritik nur noch getoppt und die Verbindung bricht.

Forschungsergebnisse zeigen, dass häufige soziale Vergleiche positiv mit negativer psychischer Gesundheit zusammenhängen – z. B. mehr Depressionen, geringeres Wohlbefinden, Unsicherheit.

https://link.springer.com/article/10.1007/s40501-024-00313-0?utm_source=chatgpt.com

Aus der Sicht des Absoluten existieren der Vollmond, der Sonnenuntergang und der neue Mensch, in ihrer einzigartigen und unvergleichbaren Schönheit ganz exklusiv. Du kannst die Erfahrung zu 100 % wahrnehmen, genießen und so sein lassen wie sie ist.

Dadurch öffnest Du Dich gleichzeitig für neue emotionale Erfahrung. Warum? Naja, durch den Vergleich holst Du frühere Erinnerungen, Gefühle und Erfahrungen herbei. Selbst wenn sie nur dazu dienen um einen Abgleich mit der aktuellen Situation zu machen, bist Du im früheren Gefühl und das führt tendenziell eher dazu eine ähnliche oder gleichbleibende Momente zu kreieren.

Wenn Du hingegen offen bist für die Wahrnehmung im „Absoluten„, wirst Du herausfinden was emotional und im Moment tatsächlich möglich ist. Vereinfacht gesagt: genau dann sammeln wir neue oder besser Erfahrungen. Wir befinden uns dann nicht im Vergleich, sondern in der Wahrnehmung.

Wie agiert oder erschafft man nun ein Leben oder eine Sicht im Absoluten?

  1. Versprich dir selbst aus jedem Moment das Maximum an Wert herauszuholen
  2. Sei bereit das erste Versprechen mit Deinem eigenen Leben zu stützen

Diese Anleitung stammt aus dem Mann-/Frau Buch – Drehbuch 2 – Die Transformation der Liebe von Ron Smothermon.


Zusammenfassung

Es gibt zwei Möglichkeiten wie man das Leben wahrnehmen kann: im Vergleich oder Absolut. Wir brauchen in bestimmten Bereichen den Vergleich um Entscheidungen zu treffen, den Alltag zu strukturieren oder besser zu werden.

Befinden wir uns allerdings auf menschlicher Ebene und in tagtäglichen Erfahrungen zu oft im Vergleich, dann nehmen wir uns neue oder einzigartige Erfahrungen. Wir nehmen dann nicht mehr den Moment mit seinem Mehrwert wahr, sondern neigen zum Kritisieren und zum Vergleich. Das macht uns eher schlechtere Gefühle als Gute und nimmt die Chance auf neue Erkenntnisse, bessere Emotionen, den Blick auf die Einzigartigkeit oder positivere Erfahrungen.

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