Hier sind meine Top5-Learnings aus zehn Jahren Selbständigkeit als Coach, Mentor, Unternehmensberater und Trainer.
Top1: Menschen machen eine Coaching-Ausbildung oder Weiterbildung vorwiegend für sich selbst
Das hat mich am meisten weggeflasht: Vor 3-4 Jahren habe ich alle meine Programme und Angebote darauf ausgerichtet, das meine Kunden das daraus resultierende Wissen und die aufgebauten Kompetenzen dazu nutzen wollen um mehr Geld in ihr Leben zu ziehen, mehr Menschen zu erreichen, sich stärker selbst zu verwirklichen, ihre Ideen umzusetzen und sie vermarkten oder – so wie ich – anderen Menschen zu helfen.
Oder um ihren Wert als Arbeitnehmer zu steigern, etc. Ich dachte die wollen alle Coach und Unternehmer werden, Immobilien kaufen, ein eCommerce starten, AirBnB vermieten, ein Restaurant aufmachen, Projekte aufbauen, im Unternehmen größeren Wert schaffen, Bücher schreiben, sichtbar werden – Ich dachte, sie starten alle mit was durch, so wie ich.
Epic Fail. Tun sie nicht. Wollen sie nicht. Sie wollen die Weiterbildung auch nicht 2-3x wiederholen um dann neues zu erlernen, besser zu werden und wieder andere Menschen oder Themen kennenzulernen. Nein, wollen sie überhaupt nicht. Weder intrinsisch motiviert, noch wenn man sie freundlich einlädt. Den Anspruch hat kaum einer. Von 1.000 Personen ist das vielleicht einer.
Die meisten Menschen buchen eine Ausbildung einfach nur für sich: Einmal besucht, mitgemacht, fertig.
Top2: „Ich habe kein Geld„, „…keine Lust…“ oder „Ich habe keine Zeit.“ sind einfach nur Ausreden
Die Menschen sind heutzutage nicht nur sehr denkfaul, sondern auch maximalen Komfort gewohnt. Man sagt ihnen nicht einfach einen Produktnamen mit 3-4 Keyfeatures, einen genialen Preis mit allem drumherum und dann buchen sie, weil sie den Mehrwert dahinter erkennen oder spüren das man dieses Produkt genau für sie und ihre Herausforderung entwickelt hat. Nein, ganz im Gegenteil: Umso höher die Individualisierung, umso stärker die Verkaufsargumentation, umso mehr habe ich die Erfahrung gesammelt gehen die Menschen mit ihrem Interesse zurück.
Meine Erfahrung: Weniger Verkaufsdruck, andere Wege gehen, nicht aufdringlich werden und damit leben das die Menschen nicht weiterkommen. Ihre Wahl.
Oder man muss sich eben wirklich ins Zeug legen um den Punkt der Zweifel zu überwinden. Das muss man schließlich für sich selbst entscheiden wie weit man da gehen und sich ggf. „überwinden“ und Mühe geben will um selbst letzte Zweifler und Skeptiker sowie die härtesten Verhandler abzuholen.
Allen muss klar sein das längere Entscheidungswege und mehr Aufwand im Verkaufsprozess letztlich auch zu teureren Produktpreisen, weniger Zeit für Arbeit am Produkt oder niedrigeren Mitarbeiterlöhnen führt. Das ist die Triangel aus Preis, Produkt und Qualität.
Top3: Menschen entscheiden häufig nur aus hohem Schmerz oder ihren individuellen Zielen – aber das selten
Ganz selten habe ich erlebt, das mal jemand gesagt hat, der er / sie gerne richtig Geld verdienen würde, eine tolle Mama/ein toller Papa sein will, richtig gute Teamführung lernen will oder sowas. Nein, ganz im Gegenteil: die Menschen haben entweder gar keine Ziele und Visionen oder sie stehen nicht dazu. So kann das natürlich auch nichts mit der Unterstützung werden. Aber ich glaube, das ist der Stolz der Deutschen.
Die richtig klaren Entscheidungen resultieren offenbar nur dann wenn der emotionale Schmerz richtig groß ist. Schade eigentlich, denn dann ist es meistens schon fast zu spät. Coaching und Weiterbildung präventiv zu nutzen hält einen im Wettbewerb und auf Kurs.
Top4: wenig Bock auf Gruppen, Engagement und Community
Das hätte ich auch vor 4-5 Jahren nie gedacht, aber die Menschen mögen Gruppen offenbar nicht. Eine Teilnehmerin hat das sogar mal geäußert und war nach der Timeline-Ausbildung ganz baff wie ich es schaffe so positive Rahmenbedingungen zu schaffen, selbst für Menschen die sich da nicht so wohlfühlen.
Aber es ist wahr: Die Menschen hassen Gruppen und vor allem lehnen sie neuerdings extrem das digitale Engagement und die damit einhergehende Vernetzung ab. Ich meine wie und wo kann man denn schneller neue Leute kennenlernen, zum Experten werden, Themen lösen, Neues Wissen entdecken und Kompetenz aufbauen als in Online-Communities, Zoom-Calls und Gruppen-Calls?
Top5: Es bringt nichts gegen einen Shitstorm gegenzuhalten
Vor 10-12 Jahren dachte ich noch jeden Shitstorm, jede Beleidigung, negativen Kommentar oder Halbwahrheiten im Internet löschen oder im eigenen Umfeld auflösen zu müssen. Aber Achtung: Dabei verrent man sich. Das geht bis zu einem gewissen Grad noch, aber irgendwann wird entweder die Reichweite oder der Kundenstamm so groß, da hat man nur noch wenig Kontrolle auf die Informationen die über einen selbst, die Familie oder seine Beratungsprodukte und Angebote kursieren. Da muss man dann ins Vertrauen gehen, jemanden dafür beauftragen, ein Team aufbauen, dennoch das Beste geben, ehrlich mit sich selbst und dem nahen Umfeld bleiben und sozusagen loslassen.
Auch Kundenstimmen und -empfehlen bringen irgendwann nur noch wenig. Drama, Chaos und Gerüchte scheinen leider immernoch gesellschaftlich mehr Gewichtung zu haben als gute und beständige Leistung.
Es ist scheinbar so: Man muss ab einem gewissen Umsatz-Plateau auf eine höhere Professionalisierungsstufe aufsteigen, Konzepte skalieren, mehr Abstand um sich herum aufbauen und alles andere ignorieren.
Das Paradoxe: Es scheint sogar so, wenn man merkt das Falschinformationen im Umlauf sind oder sein könnten und man kommuniziert gezielt dagegen, wird es aus irgendeinem Grund eher schlimmer.
Selbst wenn man keine Ahnung hat was kommuniziert wurde, oder passiert ist und man einfach nur spürt, das irgendwas in der Luft liegt: Es bringt praktisch gar nichts zu versuchen herauszufinden was da jemand denkt, andere über einen reden oder in den Medien über einen kursiert. Man darf aber ins Vertrauen gehen, das man wichtige Aspekte mitbekommen wird.
Hier entscheidet sich gleichzeitig welchen Menschen man vertrauen kann, wer loyal und gutmütig ist, vielleicht für das Unternehmen und die Sache mit engagiert ist oder wer nur seinen eigenen Nutzen rausholt und einfach nur Kunde bleibt oder vielleicht sogar unehrlich ist. Merke: Die meisten Kunden, wollen für sich bestimmte Informationen mitnehmen und das wars.
Die haben kein Interesse etwas mit aufzubauen, mitzudenken oder sich für etwas Größeres zu engagieren um dann von den Skaleneffekten zu profitieren. So weit denkt kaum jemand. Wenn, dann muss man das mit mehreren im Feld aufbauen und kommunizieren.
Top6: Deine Mitbewerber und -konkurrenten scheuen vor keinen Schwachpunktanalysen zurück.
Das ist mein Bonuspunkt. Sei Dir sicher: alle Deine Schwachpunkte werden ggf. attackiert. Ein guter Berater hat mir mal gesagt: „Hältst Du das aus?“
Ich empfehle einen guten Freund, Familie, Berater und beauftragte Coaches an der Seite sowie durchgeführte Biografiearbeit um den kompletten Weg zu gehen. Wichtig: Das Coaching muss bezahlt, neutral und damit finanziell sowie emotional unabhängig sein. Kein potentieller Mitbewerber oder ähnliches.
Angriffe auf die eigenen Schwachpunkte, die des Teams oder des Unternehmens lassen sich dann Step-by-Step bearbeiten und optimieren. Das ist meistens eher ein andauernder Prozess. Einfacher wird es, wenn man ein Produkt oder die Dienstleistung in den Vordergrund stellt und weniger sich als Person. Dann kann man davon besser abstrahieren und Menschen kritisieren das Produkt was man entwickelt hat, aber weniger die eigene Person. Das ist wichtig, weil Menschen oft aus Neid kritisieren und sehr persönlich werden können, wenn man sehr gut ist.